BNN Dienstag, 08.11.2022
Konzert im Bürgerhaus: Die Akteure vereint ihre Spielfreude und die Begeisterung für die Musik
Einen beeindruckenden Nachweis ihrer Leistungsfähigkeit haben Orchester des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck beim traditionellen Bezirkskonzert im Bürgerhaus geliefert. Erstmals seit zwei Jahren präsentierten mit den Kappelwindeck Musikanten und den Original Himbeermusikanten aus Unzhurst wieder zwei Mitgliedsvereine und das Jugendorchester des Bezirks beim vielbeachteten Jahreskonzert hochwertige Blasmusik. Obwohl drei unterschiedliche Kapellen mit jeweils eigener Charakteristik, Besetzung und vor allem eigener Handschrift der musikalischen Leiter auf der Bühne im Bürgerhaus Platz nahmen, vereinte alle Akteure ein gemeinsamer Nenner: ihre Spielfreude und Begeisterung für die Blasmusik.
Als personelles und qualitatives „Schwergewicht“ im Blasmusikbezirk gilt schon seit Jahren das Ensemble aus Kappelwindeck. Unter ihrem neuen Dirigenten, Julian Metzger, spielten die Musikerinnen und Musiker ihre Stärken bei der sinfonischen Literatur gekonnt aus. Die Kappelwindecker Musikanten eröffneten den Abend mit dem festlichen Konzertmarsch „Hands Across The Sea“, dessen anfangs ruhiges, von flankierenden Querflöten begleitetes Thema mit zunehmender Spieldauer dramatische Züge annahm und in einem Meer strahlender Trompetenklänge und beherzten Beckenschlägen mündete. Stellte die gleichförmig verlaufende rhythmische Struktur der Marschkomposition weder Bläser noch Schlagzeuger vor irgendwelche Herausforderungen, kündigte die kleine Trommel nach einem von ruhigen Akkorden dominierten Beginn bei „Fate oft he Gods“ ein temporeiches Spektakel an, das nicht nur von atemberaubenden Tonfolgen, sondern auch von Einsätzen abseits der geraden Zählzeiten dominiert wurde. Marion Simeth, die als Moderatorin informativ und bisweilen singend durch den Abend führte, kündigte dann mit Hans Zimmers „At Worlds End“ das für viele Besucher stärkste Werk an diesem Abend an. Die Interpretation der Filmmusik zu „Fluch der Karibik“ forderte von den Musikerinnen und Musikern höchste Konzentration bei den Einsätzen im ungewohnten 12/8-Takt, umso überraschender war für Zuhörer mit feinem Gehör die Wahrnehmung einer überaus genauen und mit der Präzision eines Uhrwerks gespielten Taktung.
Mit der Ouvertüre zur Parodie „Ouvertüre zu Orpheus in der Unterwelt“ stellten sich die Original Himbeermusikanten aus Unzhurst dem Publikum im Bürgerhaus vor. Die leichte und beschwingte Komposition von Jaques Offenbach bestach als abwechslungsreiches Klanggemälde mit rasanten Tutti-Stellen und einfühlsamen Soli, bei denen Saskia Meisner auf der Oboe, Marius Knopf auf der Trompete und Raphael Czapa auf der Klarinette als Solisten brillierten. In die dunkle Epoche des Mittelalters entführten die Unzhurster Blasmusiker bei Steven Reineckes „The Witch And The Saint“. Angeführt von einem großen Percussion-Team überzeugte das Orchester insbesondere im melodischen Mittelteil mit wohlklingenden Harmonien, wobei Alexander Weber sicher durch rhythmische „Untiefen“ führte und Generalpausen sicher standen. Etwas fürs Herz gab es dann noch beim Potpourri „Operettenzauber“ mit den bekanntesten Melodien aus dem Kultfilm „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“, dessen Interpretation sicherlich auch dem ältesten Blasmusiker des Abends, dem 86-jährigen Tenorhornisten in den Reihen der Unzhurster, Emil Strack, viel Freude bereitete.
Mit einigen Debütanten angetreten, unterstrichen die 98 Nachwuchsakteure des Bezirksjugendorchesters bei der gerne als „Schaufenster der heimischen Blasmusik“ bezeichneten Konzertveranstaltung ihre Ausnahmestellung. Unter der Leitung von Monika Gutmann bestachen Melanie Hettl und Miriam Wagner beim Querflötten-Duett „Celtic Flutes“ mit zweistimmigen und mit einem hohen Maß an Synchronizität gespielten Tonfolgen. Nach der Filmmusik zu „Robin Hood – König der Diebe“ mit wilden Passagen und zarten Liebesmelodien servierten die Musikerinnen und Musiker aus 18 Mitgliedsvereinen des Blasmusikbezirks mit John Miles „Music“ eine stimmungsvolle Liebeserklärung an die Musik. Beim Konzertfinale, einem Trompetenduett mit dem Titel „Give Us Peace“, brillierten Frederik Starke und Stephan Haag als Solisten, die vom Balkon der Zuschauerränge im Bürgerhaus einfühlsam und mit feiner Intonation interpretierten.
Ingbert Ruschmann