Beeindruckende Klangfülle

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Badische Neueste Nachrichten | Acher- und Bühler Bote | BÜHL | 07.11.2017
Gleich drei Orchester punkten beim Jahreskonzert des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck
Wenn das Publikumsinteresse ein Parameter für den Stellenwert heimischer Blasmusik ist, darf sich der Bezirk Yburg-Windeck mit seinen 19 Mitgliedsvereinen als beliebter Kulturträger fühlen. Beim Jahreskonzert mit dem Musikverein Vimbuch, den „Original Burg-Windeck-Musikanten“ aus Ottersweier und dem Jugendorchester war das Bürgerhaus Bühl nahezu voll besetzt. Die drei Orchester punkteten beim Konzerthöhepunkt des Blasmusikbezirks mit einem ausgewogenen Programm; ausgewogen deshalb, weil viele Stilrichtungen der klassischen und sinfonischen Blasmusik einen Platz fanden.
Eingeleitet von kräftigen Fanfarenstößen im hohen Blech beim Konzertmarsch „Salemonia“ gaben Alfred Hess und seine Vimbucher Musiker zur Eröffnung eine klare Richtung vor: Kompakt auf die Zählzeiten konzentriert, tonvolumenreich in der Melodieführung und beschwingt im melodischen Teil glückte den Akteuren ein gelungener Einstieg ins Jahreskonzert. Waren den Interpretationsmöglichkeiten bei diesem akkurat durchkomponierten Marsch durch die Literatur naturgemäß noch relativ enge Grenzen gesetzt, öffneten sich die gestalterischen Schleusen für das Vimbucher Blasmusikorchester bei Willi Franzsens „Ratafia“ insbesondere mit Blick auf mögliche Tempovariationen ganz weit. Diesen Spielraum nutzte das Ensemble weidlich aus. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Vereinigung mittelalterlich angehauchte Tonfolgen mit ruhigen Holzbläserpassagen, in denen Edgar Kistner am Saxofon mit seinen gefühlvoll interpretierten Soli träumerisch intonierte. Nach der „Blues Brothers Revue“ schlossen die Bläser aus dem Bühler Westen ihren Teil mit der „Bodensee-Polka“.
Charmant und mit viel blasmusikalischem Sachverstand agierend, lenkte Marion Simeth danach die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die Interpretationen der „Original Burg Windeck Musikanten“. Wie Dirigentenkollege Alfred Hess hatte auch Friedl Seifert mit dem Konzertmarsch „Die Sonne geht auf“ einen traditionellen Konzerteinstieg gewählt. Gleich im Anschluss gab es bei einem Medley mit vielen beliebten Titeln wie „Happy Hearth“, „Happy Music“ oder „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ ein Wiedersehen mit James Last und seinem unverwechselbaren Sound. Markante Klänge hingegen bestimmten das von Robert Longfield recht opulent arrangierte Finale der „Wilhelm-Tell-Ouvertüre“.
Mit jugendlicher Frische und Heiterkeit und dem Stück „Another opening – music for young people“ gelang dem Jugendorchester des Blasmusikbezirks ein fulminanter Einstieg in das Bezirkskonzert. Die spritzige Komposition verzichtete auf besonderen Tiefgang, stattdessen bestimmten leichte, mit synkopierten Einwürfen durchsetze Tonfolgen das Geschehen auf der vollbesetzten Konzertbühne des Bürgerhauses.
Eine ganz andere Klangwelt erlebten die Zuhörer bei „Southern Hymn“, ein an typische Südstaatenmelodien erinnernder Satz von Samuel Hazo. Die 92 Musikerinnen und Musiker entlockten dem Stück einen besonderen musikalischen Zauber durch gekonnten Spannungsaufbau und seine Auflösung. Das war ein Stück zum Zurücklehnen und Genießen. Weil der technische Anspruch das Orchester nur wenig forderte, konzentrierte sich die Charakteristik des Stücks auf eine feine Intonation, eine umfangreiche dynamische Spannweite.
Ein feudales Klanggemälde malte das Jugendorchester mit einer auf dem gleichnamigen Musical basierenden Konzertsuite „Im Schatten von Napoleon“. Die Kunst des Komponisten Bert Appermont bestand darin, sechs eigenständige Sätze so elegant mit einander zu verknüpfen, dass Übergänge zwischen den Liedern nur von Kennern des 2014 uraufgeführten Musikschauspiels wahrnehmbar waren. Monika Gutmann gelang es, aus dem Orchester eine spielerische Leichtigkeit herauszukitzeln, die es eben braucht, damit die Aufführung eines 16 Minuten dauerndes Werkes nicht in Langatmigkeit und Langeweile endet. Einem beschwingten Beginn im Dreivierteltakt stand ein abrupter Wechsel mit bedrohlicher Kulisse und schrägen Akkorden gegenüber. Im weiteren Verlauf lebte das Stück von Rhythmusvariationen, vielen solistischen Einlagen sowie von einer beeindruckenden Klangfülle, die sich insbesondere im opulenten Finale kontrastreich entfalten konnte. Ingbert Ruschmann
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EIN FULMINANTER EINSTIEG in das Bezirkskonzert gelang dem Jugendorchester des Blasmusikbezirks mit dem Stück „Another Opening – Music For Young People“. Foto: Ruschmann

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