Mehr als 500 begeisterte Zuhörer

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Musikanten aus dem Blasmusikbezirk Yburg-Windeck überzeugen mit anspruchsvoller Literatur

Von Ingbert Ruschmann

Haben eine gelungene Mischung aus sinfonischer und traditioneller Blasmusik im Gepäck: Die Trachtenkapelle Moos beim Bezirkskonzert im Bühler Bürgerhaus. Foto: Ingbert Ruschmann

Bühl. Die Trachtenkapelle Moos, das Blasmusikorchester des Musikvereins Bühlertal und das Jugendorchester des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck haben mehr als 500 Gäste beim traditionellen Jahreskonzert im Bürgerhaus in eine musikalische Klangwelt entführt. Das Konzertprogramm bestach durch seine Vielseitigkeit und bediente gehobene blasmusikalische Ansprüche.

„Was gibt es Schöneres für einen Blasmusiker, als im Bürgerhaus vor vollen Rängen zu musizieren?“, frohlockte Sven Wilhelm, der Bezirksvorsitzende, zu Beginn des vielfach als „Leistungsschau der heimischen Blasmusik“ bezeichneten Konzerts. Im jährlichen Wechsel gestalten zwei Orchester des Musikbezirks und das bezirkseigene Nachwuchsensemble ein Jahreskonzert. Es gilt als musikalischer Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck.

Unter der Leitung von Manfred Huber gab die Trachtenkapelle Moos mit der Konzertouvertüre „Where Eagles Soar“ die Richtung für das von sinfonischen Dichtungen geprägte musikalische Programm des Abends vor. Während das kompakt agierende tiefe Blech als Rhythmus- und Taktgeber ein festes Fundament für die melodieführenden Register lieferte, spielte das hohe Blech seine Strahlkraft in den oberen Höhenregionen aus. Viel Probenarbeit muss das Orchester in das von irischer Folk-Musik geprägte Stück „Lord Tullamore“ gesteckt haben. Ein atemberaubendes Tempo legten die Akteure bei den nicht enden wollenden Sechzehntelfiguren vor. Zudem verlangte das Stück fein aufeinander abgestimmte Akkorde im lyrischen Teil. Das Saxofon-Quintett der Trachtenkapelle mit Sarah Nöltner, Kathrin Haungs, Sabrina Faust, Pamela Nöltner und Roland Grass marschierte beim Medley „Sax, Wind And Funk“ vorn weg, bevor der Konzertmarsch „Mars der Medici“ die Liebhaber traditioneller Blasmusik unter den Besuchern bediente.

Viele Klangfarben, sichere Einsätze und eine fein abgestimmte Intonation prägten die Interpretationen des Musikvereins Bühlertal. Dessen musikalischer Leiter, Simon Kist, setzte bei seinem Debüt auf der Bühne des Bürgerhauses auf solistische Einlagen. Mit viel Gefühl beim Tonansatz und einem großen dynamischen Spektrum brillierte Tobias Lamm bei Phil Collins’ „Against All Odds“. Leichtfüßig und beschwingt agierte Miklas Faller bei seinem Tubensolo „Latin Tuba“ von Mario Bürki. Der Ausnahmekönner in den Reihen der Bühlertäler Musikanten entlockte seinem oft als schwerfällig wahrgenommenen Instrument satte, aber spielerisch leicht verpackte Tonfolgen. Angeführt von kräftigen Posaunen, deren kantige Einsätze exakt auf den von der Literatur vorgegeben Zählzeiten lagen, malte das Orchester bei „Finlandia“ ein klangfarbenreiches Bild vom Widerstand der Finnen gegen russische Schikanen in ihrem Land gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Stilsicher und mit großer rhythmischer Präzision interpretierten die Bühlertäler Musikanten den weltbekannten Tango „Por Una Cabeza“.

Mit einer variantenreichen Klangfarbendynamik, einem ausgeprägten Tonvolumen und feinem Spiel punktete das Jugendorchester des Blasmusikbezirks unter der Leitung von Monika Gutmann. Die etwa 90 Musikerinnen und Musiker unterstrichen bei ihrem Auftritt im Bürgerhaus ihre Ausnahmestellung als Auswahlorchester im Blasmusikverband Mittelbaden. Messerscharfe Einwürfe, ein wirbelndes Holzregister und schallende Trompeteneffekte waren bei Dana Schramls „Dream“ zu hören. Ganz andere, sehr ungewöhnliche Klänge gab es bei den „Israeli Folk Songs“. Eva Fodor, die Komponistin, setzte bei ihrem Werk auf die sogenannte „Body-Percussion“. Die Akteure erzeugten akustische Effekte durch Summen, Klatschen, Stampfen und mit den Fingern Schnipsen, während das Orchester dezent mit wohltemperierten Akkorden begleitete. Nachdem das Orchester bei „Blue Hole“ das Publikum in die Unterwasserwelt entführte, durften sich die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker beim Medley „Queen Symphonic Highlights“ so richtig austoben. Bemerkenswert: Trotz einer in der Literatur von „Bohemian Rhapsody“ vorgegebenen extremen Wucht der Melodie, Gegenmelodie und kernigen Harmonien waren die jeweiligen Strukturen gut erkennbar.

Langanhaltender Applaus des Publikums war am Ende verdienter Lohn eines beeindruckenden Leistungsnachweises der mittelbadischen Talentschmiede.

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