Badische Neueste Nachrichten | Acher- und Bühler Bote | BÜHL | 08.11.2016 Seite 21
Ausverkauftes Bürgerhaus beim Jahreskonzert des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck
In eine wohltemperierte musikalische Klangwelt entführten der Musikverein Balzhofen, die Trachtenkapelle Lichtenau und das Jugendorchester des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck mehr als 500 Gäste beim Jahreskonzert im ausverkauften Bühler Bürgerhaus. Das mit vielen bunten Melodiefarben besetzte dreistündige Konzertprogramm bestach durch seine Vielseitigkeit und bediente gehobene blasmusikalische Ansprüche.
Von Marion Simeth stilvoll moderiert, war das Bezirkskonzert geprägt von sinfonischen Kompositionen. Auf den Notenpulten der Blasmusikorchester lag anspruchsvolle Literatur, die den Akteuren viel Probenarbeit und den ambitionierten Musikern etliche Stunden im Selbststudium der einzelnen Registerstimmen abverlangte. Der Aufwand hat sich allemal gelohnt. Sven Wilhelm, der Vorsitzende des Blasmusikbezirks, wertete die große Besucherresonanz als Beleg für die ungebremste Zugkraft der heimischen Blasmusik.
Für die Akteure des Musikvereins Balzhofen war der Auftritt ein ganz besonderes Ereignis. Vor exakt 90 Jahren hatte der Verein seine Geburtsstunde erlebt. An seinem Ehrentag präsentierte sich das knapp 50-köpfige Orchester unter der Leitung von Patrick Groß als homogen besetzter Klangkörper, der die Messlatte für den weiteren Konzertverlauf bei kurzweiligen und energiegeladenen Melodiebögen mit der Filmmusik aus „How to train your dragon“ sehr hoch legte. Geprägt von tiefen Klängen des Bassregisters war „Of Castles And Legends“. Das auf der Legende von der Weißen Jungfrau auf der nordhessischem Kugelsburg basierende Werk punktete mit seiner anschaulichen Tonsprache, die dem Zuhörer eine bildliche Vorstellung der wichtigsten Szenen eröffnete. Höchste Konzentration verlangte zum Finale des Auftritts der Balzhofener Musikanten der stetige Wechsel zwischen melodiösen Passagen und dominierender Rhythmik bei der Rockoper „21st Century Breakdown“ ab.
Satte Klangfarben, sichere Einsätze und eine fein abgestimmte Intonation kennzeichneten die Interpretationen der Trachtenkapelle Lichtenau. Während seiner erst dreijährigen Tätigkeit als Dirigent formte Anderas Rauber ein kompakt agierendes, von einer inneren Geschlossenheit geprägtes Ensemble. Nach der Konzertouvertüre „Where eagles soar“ mit kräftigen Akkorden und einem bestimmenden Hauptthema stand eine Stippvisite in die ungarische Puszta an. Mit temperamentvollen Tempiwechsel, einer farbenreichen Instrumentierung und teils extrem schnellen Tonfolgen traf das Orchester vortrefflich den Charakter der feurigen Musik. Zum heimlichen Star des Abends avancierte Sebastian Reck mit seinem Posaunensolo „Feeling good“. Der 23-jährige Ausnahmekönner brillierte bei diesem Jazz-Standard durch ausdrucksstarke Tongestaltung, während das Orchester mit echter Big-Band-Charakteristik begleitete. Solistische Einlagen von Wolfgang Fritz auf der Klarinette und Jan Schmidt auf der Trompete gab es zum Abschluss mit dem Hit aus den 1930er Jahren „Sing, Sing, Sing“.
Technisch perfekt und dynamisch mit sehr großer Bandbreite agierend, verlieh das Jugendorchester des Blasmusikbezirks dem Konzert eine besondere Note. Die 98 Nachwuchsmusike unter der Leitung von Monika Gutmann unterstrichen mit ihren Interpretationen ihre Ausnahmestellung im gesamten Gebiet des Blasmusikverbands Mittelbaden. Zahlreiche variantenreiche Bilder verschmolzen beim Oberstufen-Stück „Enchanted spaces“ zu einem imposanten Klanggemälde, dessen funkelnder Tutti-Beginn noch nicht auf das von mächtigen Klängen und lieblichen Charme dominierte, leichtfüßige Zusammenspiel der jeweiligen Register hindeutete. Nach dem Medley aus dem Musical „Chess“ ging es bei lateinamerikanischen Rhythmen und „Tico-Tico“ richtig ab. Der Blick auf das von atemberaubend schnellen Tonfolgen bedruckte Notenblatt der ersten Klarinettenstimme ließ erahnen, welchen technischen Herausforderungen sich das Ensemble stellte. Solistische Trompetenklänge von Ina Frietsch, Nicolai Starke und Julian Moser gab es bei der stürmisch geforderten Zugabe „Windjammer“ von Robert Buckley. Ingbert Ruschmann
BESTACH BEIM JAHRESKONZERT des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck mit feiner Intonation und großem Klangvolumen: Das Bezirksjugendorchester unter der Leitung von Monika Gutmann Foto: Ruschmann